Die Wagenlenker-Allegorie und die Frage der psychischen Gesundheit Gemälde von Yaron Margolin, erstellt mit den KI-gestützten Kunstwerkzeugen von ChatGPT Platons berühmte Wagenlenker–Allegorie, dargestellt im Phaidros, beschreibt die menschliche Seele als einen Wagen, gezogen von zwei Pferden und gelenkt von einem Wagenlenker. Das weiße Pferd symbolisiert Edelmut, Disziplin und unsere höheren Bestrebungen. Das schwarze Pferd hingegen steht für Begierde, Impulsivität und niedere Triebe. Während das schwarze Pferd himmelwärts zur Wahrheit und zum Guten strebt, zieht das schwarze alles zur Erde hinab. Der Wagenlenker steht für den Verstand, der bemüht ist, diese widerstreitenden Kräfte ins Gleichgewicht zu bringen und die Seele auf ihrem Weg zu führen. Diese zeitlose Allegorie macht einen inneren Konflikt deutlich, den jeder Mensch kennt:Ein Ringen zwischen Tugend und Verlangen, zwischen Freiheit und Zwang, zwischen Klarheitund Verwirrung. Und heute stellen wir eine entscheidende Frage: Wenn die Weltgesundheitsorganisation (WHO) „psychische Gesundheit“ definiert –ruft sie dazu auf, beide Pferde zuzähmen – oder will sie auch das weiße Pferd domestizieren? Sollen wir nicht nur unsere dunklen Impulse kontrollieren, sondern auch unsere leidenschaftliche Sehnsucht, unsere wilde Suche nach Transzendenz? Im Bild übernimmt Alkibiades die Rolle des Wagenlenkers, während Sokratesund seine Schüler das innere Ringen beobachten –nicht aus Urteil, sondern aus Erkenntnisdrang.Nicht aus Angst vor dem Wahnsinn, sondern aus Ehrfurcht vor der Komplexität der Seele. — 🎯 Eine Herausforderung an die psychiatrische Institution Wollen wir Heilung – oder Anpassung? Hören wir auf den inneren Ruf nach oben – oder unterdrücken wir ihn im Namen der „Stabilität“? 🧠 Eine Kritik an der WHO-Definition von psychischer Gesundheit Der Versuch, psychische Gesundheit als vollständigesWohlbefinden zu definieren, führt dazu, normale menschliche Erfahrungen zu pathologisieren – Trauer, Zweifel, Erschöpfung werden als Störung klassifiziert. PlatonsAllegorie erinnert uns daran:Innere Harmonie entsteht nicht durch äußere Kontrolle, sondern durch den respektvollen Dialog zwischen allen Seelenanteilen – dem wilden, dem edlen und dem vernünftigen. 🟢 Eine Einladung zum Umdenken Dieses Kunstwerk und dieser Text fordern die WHO, Universitäten, Kliniken und Fachpersonen auf, eine grundlegende Frage neu zu stellen: Gehtes bei psychischer Gesundheit um Therapie oder Transformation? Um Symptombekämpfung oder um Seelenpflege?
Wenn Gehorsam als gesund gilt und Widerstand als Störung – stellt sich eine scharfe Frage:Ist eine Gesellschaft gesund, wenn sie ihre Individuen unterdrückt?
In der modernen Gesellschaft wird Gehorsam oft – manchmal nur subtil – als Schlüssel zu Ordnung und Stabilität angesehen. Dagegen werden Rebellion und persönlicher Widerstand als Störungen oder unnötige Risiken gewertet.
Was aber, wenn gerade die Unterdrückung von Rebellion, Kreativität und innerer Wahrheit – insbesondere bei Menschen, die durchaus einen gesellschaftlichen Beitrag leisten, jedoch als „unauffällig“ gelten – nicht nur ein Zeichen von Krankheit ist, sondern selbst zur gesellschaftlichen Pathologie wird?
In diesem Text hinterfragen wir die gängige Definition psychischer Gesundheit. Wir fragen, ob eine gut funktionierende Gesellschaft tatsächlich gesund ist – wenn sie dabei die Einzigartigkeit und Freiheit des Einzelnen unterdrückt.
Einleitung: Kritik an der WHO-Definition
Die Definition psychischer Gesundheit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) klingt – besonders aus der Perspektive eines „ungehorsamen“ Menschen – wie eine idealisierte Vorstellung von Ausgewogenheit, Anpassungsfähigkeit und gesellschaftlichem Nutzen.
Doch hinter der Sprache der „Gesundheit“ verbirgt sich oft eine zähe Ideologie: Wer nicht produktiv ist, sich nicht anpasst oder seine Rolle nicht erfüllt – ist nicht „gesund“.
Ist das eine therapeutische Definition – oder ein moralisches Urteil?
Oder handelt es sich um eine moderne Variante eines uralten Gehorsamsideals – geboren im alten Mesopotamien und Ägypten, weitergetragen durch Griechenland und Europa, und gesammelt in einer mittelalterlichen Weltsicht, die einst noch „wusste“, dass die Sonne sich um die Erde dreht?
Mit anderen Worten: Ist psychische Gesundheit innere Freiheit – oder Gehorsam gegenüber den Bedürfnissen der Gesellschaft, des Systems, des Staates?
Gemälde von Yaron Margolin, unterstützt von ChatGPT KI
Der Mann, der die Tür trägt
Psychische Gesundheit – so legt es die Logik nahe – ist nicht Gehorsam, sondern vielmehr das Gehen mit einer Last. Am Anfang des Weges, und dennoch – auch wenn die Last schwer ist – sich vorwärts bewegen.
„Ein falsches Gefängnis öffnet sich – und daraus bricht das Morgenlicht.“ — aus dem Gedicht Der Mann, der die Tür trägt
Je mehr ich über die Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nachdenke – „Ein Zustand, in dem ein Mensch sich seiner Fähigkeiten bewusst ist, mit den normalen Belastungen des Lebens umgeht, produktiv arbeitet und einen Beitrag zur Gemeinschaft leistet“ – desto mehr erscheint sie mir wie ein traumatischer Text. Vielleicht handelt es sich um eine scheinbar gemäßigte, utilitaristische Definition – doch in ihrer Tiefe ist sie fordernd: Sie fragt nicht, was dem Menschen gut tut, sondern was von ihm nützlich ist.
Ist gesellschaftliche Funktionsfähigkeit ein Maßstab für Gesundheit – oder ein Maß für die Unterwerfung des Menschen unter die Macht der Gesellschaft?
Das Gedicht Der Mann, der die Tür trägt und das begleitende Bild zeigen eine andere Perspektive: Eine Gestalt, die mit ihrer Last über sich geht. Sie wirft ihre Vergangenheit nicht ab, verleugnet ihre Wurzeln nicht, rebelliert nicht um der Rebellion willen – doch sie bewegt sich. Sie geht von dort weg, bleibt nicht mehr im Gefängnis, das von ihr Gehorsam verlangte. Es gibt im Leben eines Menschen einen Moment, in dem der Gehorsam brüchig wird – und die Gehorsamsstörung sichtbar: Die unsichtbare Barriere auf dem Weg der Genesung beginnt zu beben.
Dieser Moment ist ein Wendepunkt – wohin wird sich der Mensch wenden? Es ist ein entscheidender Abschnitt. Die Tür wird immer noch über uns getragen, sie ist schwer – wie eiserne Tore, die einst die Stadt verschlossen [Quelle]. Und dennoch – man kann atmen. Das Gefängnis liegt hinter uns.
Eine neue Vision psychischer Gesundheit
Keine Auslöschung der Kultur – sondern ein Gehen mit ihr, selbst wenn sie schwer und schmerzhaft ist. Kein Zorn, keine selbstgerechte Wut und keine Nostalgie – sondern präsenter Schmerz und ein mutiges Stehen in ihm.
Psychische Gesundheit wird nicht mehr nach Gehorsam oder Anpassung bemessen, sondern nach innerer Freiheit, bewusster Handlung aus Schmerz, seelischer Kraft, Inspiration, Neugier und der Entwicklung neuer Fähigkeiten. Der gesunde Mensch ist ein funktionierender Mensch – nicht, weil er die Erwartungen der Gesellschaft erfüllt, sondern weil er in ihnen wächst – und manchmal sogar aus ihnen herausbricht. Nicht als Rebell – sondern als jemand, der eine Tür trägt, um sie zu öffnen – wenn sie Teil einer Mauer war, die ihn umgab – von innen heraus, in sein eigenes Leben.
Die Gehorsamsstörung
Als Experte für die Heilung der Nieren begegne ich täglich Menschen, die in den destruktiven Kreislauf des Gehorsams gefangen sind – der Gehorsamsstörung. Es ist eine geschlossene Schleife, die oft direkt zur Krankheit führt. Sie basiert auf Unwissen – Unwissen, das an Angst und Panik grenzt, durchsetzt von Aberglauben – und ein blinder Lauf in einen Abgrund, der kein Licht birgt. Bei Nierenerkrankungen heißt es dann: „Aber das schmeckt mir“, oder: „Ich liebe dich“ – weil es der Nephrologe oder seine Diätassistentin empfohlen hat – oder einfach: „Aber die Kindergärtnerin hat das gesagt.“ In der Gehorsamsstörung stellt man keine Fragen – wie etwa: Hat ein Professor der Nephrologie jemals wirklich geholfen?
Diese Haltung führt zu bizarren Absurditäten: So wird ein lebensrettendes Präparat aus einer Wüstenwurzel abgelehnt – nur weil es kein Koscher-Zertifikat trägt.
Wir alle möchten innehalten und rufen: Das Licht ist nicht dort! Doch die Gehorsamsstörung bei Nierenkranken zeigt sich oft erst im zweiten Monat der Dialyse – wenn der Tod naht und die Empfehlungen des Nephrologen laut aufschreien als das, was sie sind: wirkungslos. Der Schmerz ist gewaltig – und doch hindert die Gehorsamsstörung daran, daraus herauszutreten. Denn die Handlungsmacht wurde abgegeben – an die Autorität, an die Gesellschaft.
In the Shadow of the Summit – A Sketch of Hannibal, Who Bore the Weight of Vision" Painting by Yaron Margolin, assisted by ChatGPT AI
Im Schatten des Gipfels – Eine Skizze von Hannibal, der die Last der Vision trug. Gemälde von Yaron Margolin, unterstützt von ChatGPT KI
Dieser Text ist ein Aufruf zur neuen, kritischen – und zugleich hoffnungsvollen – Betrachtung: Eine neue Sicht auf Freiheit, auf wahres Licht, auf die Möglichkeit zu heilen – nicht durch Gehorsam gegenüber einer autoritären, unwissenden Instanz, sondern durch Wissen, Suche, Wahrheit und den Glauben an die Freiheit und Würde des Menschen.
Kann man von psychischer Gesundheit sprechen, wenn sie auf Märchen, Fantasie, irrationalem Denken und blinder Autoritätsgläubigkeit basiert? Oder muss sie vielmehr auf einem Fundament aus Wahrheit, Freiheit und der Sinnhaftigkeit des menschlichen Lebens ruhen?
📘 Erstes Kapitel
Gehorsam als Störung
Angesichts der offiziellen Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur psychischen Gesundheit —
„Ein Zustand des psychischen Wohlbefindens, in dem der Mensch seine Fähigkeiten entfaltet, mit den Belastungen des Lebens umgeht, arbeitet und der Gemeinschaft dient“ — stellt sich eine scharfe Frage: Ist das wirklich Gesundheit? Oder ist es nur eine raffinierte Verpackung für eine tiefere Forderung — Gehorsam?
Nicht jede Störung beginnt im Körper oder in der Psyche. Es gibt Störungen, die in Klassenzimmern, im Disziplinunterricht, in Militärparaden und auf medizinischen Formularen geboren wurden. Gehorsam, der als gesellschaftliche Notwendigkeit dargestellt wurde, wurde zu einem existenziellen Muster und manchmal zu einer chronischen Krankheit.
In Krisenzeiten — wenn der Körper versagt oder die Seele Heilung sucht — gewinnt der Gehorsam die Oberhand. Der Mensch, der heilen will, gibt Fragen auf und verliert oft seine Neugier. Er unterwirft sich: den Verordnungen, den Autoritäten, den „zugelassenen“ Haltelinien und spürt dennoch Hoffnung. Statt zu heilen — funktioniert er. Und manchmal — erlischt er.
„Das Leben ist kein blinder Gehorsam, sondern eine Reise zur inneren Wahrheit.“ — Konstantin Brunner, Der Judenhass und die Juden [Quelle]
„Der Mensch gibt seine Freiheit für Sicherheit auf — und verliert so beide.“ Dies fasst zentrale Gedanken aus den Werken von Erich Fromm zusammen, besonders aus seinem bekannten Buch Escape from Freedom (1941). Fromm beschreibt darin das Phänomen, dass Menschen ihre persönliche Freiheit zugunsten eines Gefühls von Sicherheit oder Gewissheit aufgeben, vor allem in Zeiten sozialer oder persönlicher Krisen. Freiheit kann Angst erzeugen, weshalb Menschen in solchen Situationen oft starre Strukturen oder autoritäre Herrschaftssysteme bevorzugen, die ihnen Stabilität bieten — doch dabei verlieren sie sowohl Freiheit als auch echtes Sicherheitsgefühl. — Erich Fromm, Escape from Freedom, 1941 [Quelle]
Dieses Thema erklärt auch die Rolle des Pillengebers in unserer Zeit. Kaum jemand verbindet oder sucht Forschung zu Zusammenhängen zwischen Statinen oder ACE-Hemmern und der Nierenerkrankung, an der viele sterben. Ein Thema, über das ich ausführlicher in meinen Artikeln schreibe — hier. Oder wenn das Thema „Das schmeckt mir“ aufkommt, wird es nicht mit der tödlichen Nierenerkrankung verknüpft — ein Thema, das ich in meinem Artikel Fleisch, Nieren und beschleunigte Durchblutung: Wie tierische Ernährung das Filtersystem des Körpers schädigt lehre.
Die menschliche Geschichte hat sich nicht durch Gehorsame verändert — sondern durch jene, die fragten: „Warum?“ Herzl fragte: „Wenn ihr wollt, ist es kein Märchen“ — und wagte es, sich eine andere Realität vorzustellen. Magellan gehorchte nicht dem bekannten Wissen, segelte über den Rand der Karte hinaus — und entdeckte neue Welten.
Auch Heilung beginnt mit diesem Geist: Nicht mit Gehorsam, sondern mit Fragen. Nicht mit Gefügigkeit, sondern mit schöpferischem Zweifel. So wie der erste Schritt zur körperlichen Gesundheit der Ungehorsam gegenüber dem ist, was dem Körper schadet, so ist der erste Schritt zur psychischen Gesundheit der Ungehorsam gegenüber dem, was der Seele schadet.
📘 Kapitel Zwei
Neugier – Die heilende Kraft der Betrachtung
Psychische Gesundheit entsteht nicht aus Gehorsam – sondern aus Betrachtung. Wer bereit ist zu betrachten, wer bereit ist, Schmerz zu begegnen – nicht aus maskuliner Haltung, sondern aus Neugier. Der Schmerz weckt die Neugier der Seele – und auch die Möglichkeit, von ihm zu heilen, fasziniert die Seele.
Der Mensch, der neugierig auf Schmerz ist, wird Zeuge seiner eigenen Lebensgeschichte. Er gehorcht nicht mehr automatisch, sondern beginnt neu zu wählen.
Im „Acht Kapitel“ beschäftigt sich Maimonides mit der menschlichen Seele, ihren Eigenschaften und dem Bedürfnis, die Seele zu heilen, wie ein Arzt den Körper heilt. Er betont die Bedeutung der Anerkennung seelischer Schwächen und dass nur wenn der Mensch seine Schwächen erkennt und bereit ist, sich mit ihnen auseinanderzusetzen, Heilung möglich ist. Maimonides spricht davon, dass die Anerkennung der Krankheit (psychisch/charakterlich) eine notwendige Voraussetzung für den Beginn der Heilung ist. Mit anderen Worten: Nur die Fähigkeit, nach innen zu blicken, ohne Angst vor dem, was man entdeckt, zu haben – schafft die Bedingungen für Heilung. — Basierend auf Maimonides, Acht Kapitel, Kapitel 1
Maimonides schreibt: „Ohne die Erkenntnis des seelischen Zustands und der Schwächen kann kein Heilungsprozess beginnen.“ Wörtlich: „Körperlich Kranke, wenn sie ihre Krankheit erkennen, suchen den Arzt auf, informieren ihn über ihre Krankheit, tun, was ihnen befohlen wird, und werden gesund. Wenn sie aber ihre Gebrechen nicht fühlen und nicht wissen, dass sie krank sind, suchen sie keine Heilung und werden niemals gesund…“ [Quelle]. Dieses Zitat verdeutlicht das Prinzip der inneren Anerkennung als Teil des Heilungsprozesses.
Neugier ist die Grundlage der Freiheit. Sie ermöglicht es uns zu fragen: „Was ist wirklich richtig?“ „Was nützt mir das?“ „Sehe ich das ganze Bild?“ „Wenn ich sage ‚Das schmeckt mir‘ – verstehe ich die Folgen dieses Essens für meine Zukunft?“
Wahre psychische Gesundheit beginnt mit der Fähigkeit, automatische Reaktionen zu verzögern – und zu betrachten. Nicht sofort zu reagieren, nicht zu gehorchen – sondern zu klären. Herauszufinden, woher der Schmerz kommt, was seine Natur ist, ob man von ihm lernen kann.
Wer bereit ist zu betrachten, ist auch bereit, dem Schmerz zu begegnen. Nicht um sich ihm hinzugeben, sondern aus Neugier: Was will er mich lehren? Die Neugier auf Schmerz macht den Menschen zum Zeugen seiner Lebensgeschichte. Er hört auf, automatisch zu reagieren, aufzuhören, ein gehorsames Wesen zu sein – und beginnt zu wählen. Zu beginnen.
„Nur die Fähigkeit, nach innen zu blicken, ohne Angst vor dem, was man entdeckt, zu haben – schafft die Bedingungen für Heilung.“ — Nach Maimonides, Acht Kapitel, Kapitel 1
Neugier ist die Mutter des Weges zur Freiheit. Sie ist die Kraft, die klärt, fragt, Zweifel sät – wirklich prüft: „Wer bin ich?“ „Was passt zu mir?“ „Was ist richtig – für mich?“
Der italienische Maler Leonardo da Vinci, einer der größten Köpfe der Menschheit, schrieb:
„Malerei ist die Wissenschaft der Betrachtung; alles Wissen stammt aus der Betrachtung.“ — Leonardo da Vinci, Notizbücher
An anderer Stelle:
„Der wahre Maler ist der, der die Dinge sieht, wie sie wirklich sind.“ — Traktat über die Malerei
Da Vinci entdeckte die Geheimnisse von Körper, Licht, Bewegung und Leben nicht durch Gehorsam, sondern durch tiefe Betrachtung. Er brach die Gesetze der Konventionen seiner Zeit, blickte in den Körper, ins Licht und kehrte mit neuem Wissen zurück.
Auch der Philosoph Baruch Spinoza, einer der Begründer des freien Denkens, verstand das tief. In seinem großen Werk Ethik schrieb er einen der klarsten und schönsten Sätze in der Geschichte der Philosophie:
„Der freie Mensch denkt am wenigsten über den Tod nach, und seine Weisheit ist nicht das Nachdenken über den Tod, sondern das Nachdenken über das Leben.“ (Ethik, Teil 4, Satz 67, Anhang) „Homo liber de nulla re minus quam de morte cogitat, et eius sapientia non mortis, sed vitae meditatio est.“ [Quelle]
In einer zugänglicheren Übersetzung:
„Der freie Mensch denkt am wenigsten über den Tod nach, und seine Weisheit ist nicht das Nachdenken über den Tod, sondern das Nachdenken über das Leben.“
Spinoza glaubte nicht an blinden Gehorsam – schon gar nicht gegenüber unwissenden Autoritäten. Er schrieb klar: „Das Vertrauen in Autoritäten ist kein Beweis.“ (Ethik, Teil 1, Anhang) [Quelle]
Er widersprach jeder bloßen Annahme nur aufgrund des „Glaubens an unsere Mitmenschen und ihre Autorität“.
Seiner Ansicht nach ist wahre Freiheit kein Produkt äußerer Genehmigung, sondern ein Handeln aus innerem Verstehen:
„Frei ist, wer allein aus der Notwendigkeit seiner eigenen Natur existiert und bestimmt wird, von sich selbst allein zu handeln. Notwendig hingegen ist, wer von einem anderen bestimmt wird.“ — Ethik, Teil 1, Definition 7
In einer zugänglicheren Übersetzung:
„Frei ist das Wesen, das nur aus seiner eigenen Natur existiert und nur durch sich selbst bestimmt ist zu handeln. Notwendig ist das Wesen, das durch etwas anderes bestimmt wird und gezwungen ist, auf eine bestimmte Weise zu existieren oder zu handeln.“
Die Bedeutung ist klar: Gehorsam ohne Verständnis ist Unterwerfung, nicht Gesundheit. Psychische Gesundheit beginnt genau in dem Moment, in dem wir aufhören, unwissenden Autoritäten zu gehorchen, und anfangen zu fragen.
🟦 Kapitel Zwei – Das Leben, nicht der Tod: Spinoza gegen die Angst
Der Philosoph der Philosophen, Baruch Spinoza, formulierte in einem der klarsten und schönsten Sätze der Geistesgeschichte die Weisheit der Freiheit:
„Der freie Mensch denkt am wenigsten über den Tod nach, und seine Weisheit ist nicht das Nachdenken über den Tod, sondern über das Leben.“ (Ethik, Teil IV, Satz 67, Anhang)
Mit diesen Worten lenkt Spinoza den Blick von der Angst – hin zum Leben. Er lehnt Denkweisen ab, die den Tod als Ausgangspunkt für moralisches Leben betrachten, und erklärt: Der wahrhaft freie Mensch ist kein Sklave der Angst vor dem Ende. Er lebt nicht aus Furcht – sondern aus dem Verstehen der Gegenwart. Er handelt aus Freude, aus Erkenntnis – nicht aus Gehorsam gegenüber unwissender Autorität, aus Verzweiflung oder Drohung. Diese Weisheit wird aus dem Leben selbst geboren.
🟦 Verbindung zum Thema
Gehorsam entsteht oft aus Angst und Unsicherheit: Angst vor Schmerz. Vor Trennung. Vor Autorität. Vor dem Unbekannten. Vor dem Scheitern. Oder aus Furcht, Besitz, Geld oder Gesundheit zu verlieren. Doch ein Leben der Heilung, der Rückkehr zum Selbst, der Fülle und Bedeutung – beginnt erst, wenn der Mensch aufhört, sich dieser Angst zu beugen, und die Angst durch Wissen ersetzt.
Wenn er aufhört zu fragen: „Was muss ich vermeiden, um nicht zu sterben?“ Und anfängt zu fragen: „Wie will ich leben? Was ist das Richtige für mich?“
🟦 Die Stimme von Janusz Korczak
Janusz Korczak – Arzt, Pädagoge, und ein Mensch, der sich mutig jeder Form von Machtausübung stellte, sei sie pädagogisch, medizinisch oder politisch – betonte immer wieder die Bedeutung von Neugier und der Fähigkeit, Fragen zu stellen.
In seinem Werk Wie man ein Kind lieben soll schrieb er sinngemäß:
„Ein Kind ist keine leere Tafel. Es hat eine reiche innere Welt. Man muss ihm erlauben, seine Gedanken zu äußern und Fragen zu stellen.“
So lehrte uns Korczak: Es gibt kein dummes Kind – Es gibt nur ein Kind, dem man nicht erlaubt hat, zu fragen.
Painting by Yaron Margolin, assisted by ChatGPT AI
🟦 Auch Mose zerschlug
Selbst Mose, der auf den Berg stieg, um das Wort Gottes zu empfangen, zerschlug die ersten Tafeln – nicht aus Zorn, sondern aus Verständnis: Das Volk war noch nicht bereit. Es strebte nicht nach Erkenntnis – sondern nach dem Goldenen Kalb, nach dem Vertrauten und Bequemen.
Und Mose? Er zwang ihnen die Wahrheit nicht auf. Er kehrte zurück – um zu lehren, langsam. Mit Zuhören. In einem Prozess. Nicht mit einem göttlichen Befehl, sondern mit dem Verständnis, dass der Mensch – selbst wenn er sich entfernt – zurückkehren kann, wenn er nur seiner inneren Stimme lauscht.
🟦 Rousseau und die Fesseln
Als Jean-Jacques Rousseau schrieb:
„Der Mensch wird frei geboren, und überall liegt er in Ketten“,
meinte er nicht nur politische Herrschaft. Er sprach auch über die Fesseln in unserem Inneren – Die Fesseln der Angst, des Gehorsams, der Gewohnheit.
Und diese Fesseln lösen sich nicht durch einen Schrei – Sondern durch eine Frage.
Aspasia – voller Neugier, Lehrerin der Weisheit und der Freiheit. Illustration: Yaron Margolin mit Hilfe von ChatGPT-AI. Aspasia ist ein leuchtendes Beispiel für die Kraft der Neugier und die außergewöhnliche Entwicklung von Lebenskompetenz – in sich selbst und in ihrer Umgebung: Sokrates, Perikles – im antiken Griechenland. Neugier war die Nahrung ihrer Seele – durch sie brachte Aspasia in ihren Schülern klare Begriffe und freies Denken hervor. So sah Bildung im antiken Griechenland an ihrem Ursprung aus: wie Yaron Margolin sie versteht – ein Körper in Bewegung, das Haar vom Wind getragen, der Blick auf den Schüler gerichtet – nicht als Gefäß zum Befüllen, sondern als Mitgestalter einer lebendigen Erkenntnis.
🟦 Neugier als Heilung
Neugier ist kein Luxus. Sie ist ein Akt des Widerstands gegen Gehorsam. Ein Nein zum Tod – ein Nein dazu, wie eine Maschine zu leben. Sie ist die Kraft, die es dem Menschen ermöglicht, sich von Erschütterungen zu erholen, sich auf sich selbst zu besinnen und eine Reise zu beginnen – manchmal allein – zu Wahrheiten, die er nie zu träumen wagte.
Neugier ist der Anfang der Heilung.
🟨 3. Lebenskompetenzen – Fundament der gesunden Psyche
Lebenskompetenzen sind nicht nur Werkzeuge zum Überleben oder um Schmerz zu bewältigen – sie ermöglichen dem Menschen, heute zu handeln, wo er gestern noch nicht wusste, wie. Sie sind nicht nur zur „Überwindung“ da – sondern um aus Bedeutung, Interesse, Liebe heraus zu leben und mit voller Kraft zu existieren.
„Es gibt nichts Stärkeres als eine Seele, die neugierig bleibt,“ schrieb Leonardo da Vinci. „Der Maler lernt zu sehen – und wer zu sehen lernt, kann alles lernen.“
Geoffrey Hinton – „der Pate der künstlichen Intelligenz“ – veröffentlichte 2017 ein neues Netzwerkkonzept, die Capsule Neural Networks. Er sagte: „Wahrheit ist, dass ich der Versuchung, Neues zu entdecken, einfach nicht widerstehen kann.“ Diese Worte hallen mit der Neugier großer Wissenschaftler wie Einstein oder Feynman sowie mit Entdeckern und Erfindern wie Kolumbus oder Darwin mit.
In the Shadow of the Summit – A Sketch of Hannibal, Who Bore the Weight of Vision" Painting by Yaron Margolin, assisted by ChatGPT AI
Lebenskompetenzen sind keine reine Reaktion auf Not – sie sind Initiativen für das Leben: Sie ermöglichen es dem Einzelnen, eingefahrene Bahnen zu verlassen, Herausforderungen anzunehmen, Sinn darin zu finden – und weiterzuwachsen. Manchmal sogar die eigene Umwelt und Kultur neu zu gestalten.
Als ich zur Armee ging, stand auf dem Kasernenwall: „Was dich nicht umbringt, macht dich stärker.“ Das ist nicht nur Mut, sondern Einladung: nimm Schwierigkeiten als Wachstumschance an.
Von Alexander dem Großen bis Geoffrey Hinton, von Maria Montessori, Newton und Spinoza bis Chaim Lenski oder Dostojewski – sie alle zeigten, wie Ausdauer, Kreativität und Selbstreflexion Grundlage psychischer Gesundheit sind.
Im Gegensatz dazu zeigen Van Gogh oder Nijinsky – deren Schaffen mit dem Zusammenbruch ihrer Psyche endete – wie enge Verbindung zwischen Kreativitätsstillstand und Verlust von Lebenskompetenzen. Doch Rembrandt setzte weiter Schöpfungen, auch in schweren Zeiten. Wie Giuseppe Verdi: verlor Frau und zwei Kinder – kehrte zurück zur Komposition und fand seinen musikalischen Meisterruf.
Ihre Geschichten zeigen eine tiefe Wahrheit: Aus Verlust kann man neu geboren werden. Die gesunde Psyche wohnt nicht in statischer Ruhe, sondern in ständiger Bewegung von Entdecken, Hinterfragen, Erneuern und Erleben. Psychische Gesundheit ist nicht Gleichklang, sondern die Fähigkeit, sich zu entwickeln – auch wenn das Gleichgewicht erschüttert und kein Gehorsam gegenüber Autoritäten möglich ist.
Dostojewski – der Seelen-Schreiber
In Die Brüder Karamasow, Schuld und Sühne, Aufzeichnungen aus dem Untergrund – beschreibt Dostojewski die Seele als Raum von Kampf, Tiefe und Gnade.
„Es gibt nichts Erhabeneres als einen Menschen, der weiter sein Leben gestaltet – selbst aus Schmerz.“
Er zeigt: Der Mensch sucht nicht immer die Wahrheit – manchmal erinnert er sich an sie. Das ist ein seltener Moment, wie ein Blatt im Wind, in dem man eine innere Wahrheit erfährt – Weisheit, Liebe, Kunst oder Idee – und daraus neue Bewegung entsteht: Heilung.
Die Karavelle – Symbol für Lebenskompetenzen
Ähnlich wie die Karavelle – ein kleines, innovatives Forschungsschiff, entwickelt von Prinz Heinrich dem Seefahrer – konnte sie sowohl flache Küsten als auch hohe See befahren. So sind auch Lebenskompetenzen: sie ermöglichen Flexibilität, Mut und Bewegung ins Unbekannte.
Die Karavelle eröffnete legale Seewege und sprengte begrenzende Vorstellungen. Sie war Werkzeug zur Entdeckung neuer Welten – so wie Lebenskompetenzen Werkzeug für Selbsterkundung sind.
So handelte auch Aspasia von Milet – Mentorinnen von Perikles und Sokrates – mit außergewöhnlichen Lebenskompetenzen durch Neugier, Dialog und Philosophie.
ברוך שפינוזה נולד ב-1632 למשפחה יהודית ספרדית שחיה באמסטרדם. הוא נחשב בקרב חוקרי התנ"ך לחלוץ בביקורת המקרא, והוא מתואר כאחד מאבות החילוניות של הפילוסופיה המודרנית בכלל. שפינוזה היה נועז במחשבתו ופורץ דרך בטענתו כי הכוח העליון אינו חיצוני ולא פרסונלי, בוודאי לא מצווה, תפילה או תפיסה שגויה של המציאות אלא מי שזוהה עם הטבע. שפינוזה מציג ראייה של הטבע כאחדות אורגאנית, אין-סופית ושלמה, שאפילו המדעים לא מצליחים לרדת לסוף דעתה. איינשטין למשל הצהיר שהוא שפינוציאני. כלומר, שיטת שפינוזה נתפשת כדרך מחשבה העומדת לפני איש מדע אמיתי. אדם שמופעל על ידי כוח הסקרנות ושואף להבין את הכוליות, העומדת מאחורי החקירות המוגבלות שלו, ומחפש משמעות רוחנית -שלמה בחייו [פרופ' יוסף בן-שלמה].
בגיל שמונה בערך התחיל שפינוזה ללמוד בתלמוד-תורה "עץ חיים" באמסטרדם תנ"ך עם פירוש רש"י, דקדוק עברי, גמרא, הלכה ופוסקים ואולי אפילו קצת מחשבה יהודית וקבלה. שפינוזה סיים את הלימודים האלה בגיל ההתבגרות, ואז הוא מתחיל להזניח את לימודי היהדות שלו. תחילה פנה אל ספרי הפילוסופים היהודיים של ימי-הביניים, בעיקר כתבי הרמב"ם, הרלב"ג, חסדאי קרשקש. כשהיה בן 24, ב-1656, הוחרם על ידי מנהיגי הקהילה היהודית, נרדף ונודה [מקור1, מקור2]. בניגוד למסופר, הוא לא הוחרם לא בשל דעותיו, אלא בשל אורח חייו שהשתנה [מקור]. הוא נקרא אז בפני בית-הדין של הרבנים, ונגזר עליו נידוי ל-30 יום כדי שיחזור בו. לאחר שלא חזר בו ולא שינה מדרכיו, הוכרז עליו החרם הגדול בשנת 1656, והוא הוצא מקהילת היהודים באמסטרדם [מקור]. "המאמר התיאולוגי-מדיני", היה ספרו השני (1670) פורסם בעילום שם – הוא הספר שעורר פולמוס חריף, ומי שהביא להחרמה הרשמית של הספר על ידי הכנסיה [מקור]. בשנת 1678 החרימה הממשלה ההולנדית את כל כתביו של שפינוזה, ושמו הפך לשם-גנאי וכדוגמה לכל כפירה; כינו אותו בשם בנדיקטוס מלדיקטוס, דהיינו ברוך הארור. המצב נשתנה מן הקצה אל הקצה, והוא השתנה באופן מפתיע ביותר דווקא על-ידי משוררים גדולים ראשון בהם היה גיתה, שכתב כך : "אני מרגיש קירבת-רוח ביני לבין שפינוזה, אף על פי שנשמתו עמוקה מנשמתי. תורתו משרה שלווה ודממה"…, קראו לו "פילוסוף הפילוסופים", וציינו את הכנות שלו, את שלוותו הנפשית הבלתי מעורערת על-ידי שום שאיפה לכבוד או רצון להתבלט, ואת דרך כתיבתו ללא כל קישוטים חיצוניים, הנעדרת כל ניסיון להתפשר עם הקורא ולהקל עליו. שפינוזה מעמיד לפנינו שיטה עמוקה מאוד, שהיא בהכרח קשה לרבים לקריאה, ומה שמאפיין אותה הוא ההיקף שלה. המחשבה של שפינוזה רשומה בקפדנות, בשפה מדוייקת ברמה של מתמטיקה ומאחדת בתוכה את תורת הכרה, מטאפיסיקה (הקשר בין חומר לנפש, בין חומר לתכונה ובין מחשבה למציאות. ענף מרכזי במטאפיזיקה הוא האונטולוגיה או תורת היש, החוקרת את טיבם של הדברים הקיימים בעולם ואת הקשרים ביניהם), תורת מוסר, פסיכולוגיה ואנתרופולוגיה, פילוסופיה פוליטית ואפילו פילוסופיה של הדת [מקור].
Spinoza & Jung – Worte, die Schmerzen erhellen
Spinoza und Carl Jung lehren uns: Schmerz, der nicht benannt wird, beherrscht uns. Doch sobald er Worte bekommt – bekommt er Bedeutung und lässt sich ordnen.
Präzise Erkenntnis ist die Tür zur Heilung. Sie ist Voraussetzung für psychische Gesundheit – und Basis für neue Lebenskompetenzen, die ein authentisches Leben ermöglichen.
Gemälde von Yaron Margolin, unterstützt von ChatGPT KI
📘 4. „Psychische Gesundheit“ oder Verhaltenssteuerung?
Auf der schmalen Grenze zwischen Freiheit und Gehorsam
Ein genauer Blick auf die offizielle Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wirft eine beunruhigende Frage auf: Beschreibt sie psychische Gesundheit – oder spiegelt sie ein ausgeklügeltes System der Verfeinerung, Disziplin und Verhaltenssteuerung wider, dessen Ziel es ist, eine gesellschaftlich „gesunde“ Ordnung aufrechtzuerhalten – selbst auf Kosten der Unterdrückung menschlichen Potenzials?
„Psychische Gesundheit ist ein Zustand des mentalen Wohlbefindens, in dem eine Person ihre Fähigkeiten realisieren kann, mit den normalen Belastungen des Lebens umgehen kann, produktiv arbeiten kann und in der Lage ist, zur Gemeinschaft beizutragen.“ (WHO)
Der Wortlaut klingt vernünftig, vielleicht sogar edel – doch dahinter verbirgt sich ein normatives, enges Gehorsamsmodell: Der gesunde Mensch wird definiert als funktional, anpassungsfähig, beitragend. Mit anderen Worten – gehorsam.
Aber wie steht es mit der Freiheit zu stoppen? Sich zurückzuziehen? Schwere Fragen zu stellen? Zu rebellieren? Was ist mit der Möglichkeit, gesund genug zu sein, um nicht zu funktionieren, sondern um in sich hineinzutauchen, zu beobachten, anders zu wählen? Um Genie zu entwickeln?
Diese Definition droht, keinen moralischen Helden, sondern einen Kandidaten für den Titel „Mitarbeiter des Monats“ zu erzeugen. Wahre Gesundheit – geboren aus tiefen Heilungsprozessen – ist kein Fließband der Funktionalität. Sie beinhaltet auch die Fähigkeit zu brechen, innezuhalten, auszuruhen, aus neuer Tiefe zurückzukehren. Ein gesunder Mensch ist nicht nur „produktiv“, sondern präsent – auch im Ruhemodus.
Spinoza: Innere Freiheit vs. emotionale Sklaverei
In der Ethik (Teile III–IV) beschreibt Spinoza die emotionale Sklaverei – einen Zustand, in dem ein Mensch von seinen Leidenschaften, Reflexen und stürmischen Gefühlen beherrscht wird. Wenn Emotion herrscht, ist der Mensch kein Herr seiner selbst – er ist Gefangener impulsiver Reaktionen, abhängig von Umständen.
„Ein Mensch, der von seinen Leidenschaften geleitet wird, ist nicht sein eigener Herr, sondern dem Schicksal ausgesetzt.“ (Ethik, Teil IV, Einleitung)
Spinoza schreibt:
„Ein Mensch ist den Gesetzen der Leidenschaft ausgesetzt, solange er nicht allein von der Vernunft geleitet wird.“ (Ethik, Teil IV, Einleitung)
Der Weg zur Freiheit besteht also nicht in Unterdrückung der Emotion – sondern im Verstehen. Nur wenn jemand die Kräfte erkennt, die auf ihn wirken, und entschlossen aus Vernunft handelt, wird er wirklich frei.
Zusammengefasst aus Spinozas Ethik (Teile III & IV zur servitus affectuum und Freiheit durch ratio):
„Die Freiheit des Menschen ist die Fähigkeit, sich selbst zu beurteilen basierend auf dem Bewusstsein dessen, was auf ihn wirkt – und aus Verständnis zu handeln, nicht aus emotionaler Sklaverei.“
Psychische Gesundheit ist daher nicht nur Resilienz – sie ist die Fähigkeit, zu beobachten, zu verstehen, das Dunkel in uns zu erhellen. Es ist eine sanfte Bewegung zur Freiheit: Nicht die Flucht vor Emotion – vor allem wenn diese aus Gehorsam resultiert – sondern das Lernen, sich mit Klarheit durch sie zu bewegen. Wahre Freiheit ist kein Aufstand – sie ist Selbsterkenntnis. Ein gesunder Mensch ist nicht nur jemand, der „durchhält“, sondern jemand, der den Mut hat, nach innen zu schauen, die treibenden Kräfte zu verstehen – und dann weise zu handeln. Auch wenn das bedeutet, mal spazieren zu gehen – am nördlichen Strand von Pattaya oder am Flussufer wie Sokrates.
Foucault & Arendt: Wenn Gehorsam die Freiheit überwältigt
In Überwachen und Strafen entwickelt Michel Foucault eine mutige Interpretation: Macht unterdrückt nicht nur – sie erzeugt auch: Identitäten, Normen, „gesunde Menschen“ nach effizienten Mustern.
„Macht produziert Wirklichkeit. Sie erzeugt Wissensbereiche, Verhaltensweisen, menschliche Typen.“ (Foucault)
Die Gesellschaft begnügt sich nicht mit Bestrafung – sie formt Körper, Emotionen und Denken so, dass das Individuum innerlich gehorcht. Dies wird zum „disziplinierten Körper“ – nicht durch Zwang, sondern durch Internalisierung. Der Mensch lernt zu funktionieren, wie erwartet – auch wenn er dabei sich selbst verliert.
Hannah Arendt warnt in ihrer berühmten Analyse zur Banalität des Bösen über den Prozess im Eichmann‑Prozess in Israel:
„Das Schreckliche an Eichmann war gerade, dass so viele wie er waren – nicht monströs oder sadistisch, sondern erschreckend normal […] Er war nicht doof. Das stand völlig außer Frage. Was ich im Gericht sagte, war: Er hat einfach nicht nachgedacht.“
Wenn man die heutigen Definitionen psychischer Gesundheit betrachtet – die Gehorsam betonen, Funktionalität als höchsten Wert betrachten und freies Denken vernachlässigen – ertönt Arendts Warnung: Unser Körper zittert, die Seele brennt, erhob sich gegen die Frage:
Haben Experten nichts aus der Geschichte gelernt? Und was ist mit dem Nein – jener tiefen psychischen Kraft, die uns befähigt, gegen Ungerechtigkeit Stellung zu beziehen, selbst zu denken, Reaktionen zu pausieren, „nein“ zu sagen?
Ohne dieses Nein kann Gesundheit zur Pathologie werden.
Eine Definition, die keinen Raum für Nein lässt, öffnet die Tür zum Verlust des Selbst.
Was ist echte psychische Gesundheit?
Echte psychische Gesundheit wird nicht nur am Funktionieren gemessen, sondern an der Fähigkeit, ein freier Mensch zu sein.
Sie ist eine innere Reise – eine beständige Bewegung hin zum Sein, zu Erforschung, Bewusstsein, Verstehen – und dem darauf aufbauenden Handeln, auch wenn es normabweichend ist.
Ein gesunder Mensch schützt sich vor der Gefahr des blinden Gehorsams. Er kultiviert in sich Neugier, innere Vernunft, emotionale Freiheit – und eine tiefe Vorsicht gegenüber gesellschaftlicher Erwartung.
Psychische Gesundheit misst sich nicht nur am Output – sondern am Mut, zu stoppen, innezuhalten, zu beobachten. Ein gesunder Mensch erlaubt sich, das Leben wirklich zu treffen – nicht um schnell Schlussfolgerungen zu posten, sondern um zuzulassen, dass sich diese in ihm setzen, bis jede an den richtigen Platz findet.
🟧 5. Was braucht die Psyche, um als gesunder Raum zu funktionieren?
Ein gesunder psychischer Raum entsteht nicht durch schnelle Reaktionen oder automatisch gehorchtes Verhalten – sondern durch Achtsamkeit. Nicht als Flucht in Konventionen, nicht als Unterwerfung unter Schmerz oder Lust – sondern als volle Präsenz gegenüber der Realität. Nicht nur „Funktionieren“, sondern Erkennen.
Ein gesunder Mensch lernt, auf die leise, verborgene Stimme der inneren Weisheit zu hören – selbst wenn sie im Lärm von Trieben, Versuchungen und Ablenkungen untergeht. Oft ist es genau das, was keine Bequemlichkeit verspricht, sondern Wahrheit, das das Leben mit Sinn füllt.
Leonardo da Vinci sagte, ein Maler müsse lernen zu sehen – nicht nur das Sichtbare, sondern das, was in den Dingen liegt. Genauso muss der Mensch lernen, sich selbst zu sehen: sein Dasein, die Möglichkeit, aus Wahl statt aus Zwang zu leben.
Der russische Schriftsteller Nikolai Gogol beschreibt in Tote Seelen genau die Kluft zwischen Wollen und Tun, zwischen Absicht und Gewohnheit:
„Jeden Tag denkst du: Ab morgen fange ich ein neues Leben an, ab morgen fange ich mit der Diät an – aber nichts geschieht … so sind wir alle.“
Ein Mensch flieht vor sich selbst, als gäbe es jemand anderen, der ein besseres Leben führen könnte.
Und an einer anderen Stelle spiegelt ihm der „Ober-Aufseher“:
„Über was lachst du? Du lachst über dich selbst.“
Gogol erkennt kraftvoll die Selbstentfremdung – die Erfahrung, das eigene Leben wie von außen zu betrachten. Genau diesen Zustand identifiziert Dostojewski als Angst vor dem Wort, das neu wäre:
„Wovor fürchten Menschen sich am meisten? Vor einem neuen Schritt, vor einem neuen Wort von ihnen selbst – das fürchten sie am meisten.“
Und wie Jung sagt, wächst man nur, wenn man darüber geht:
„Wer nach außen blickt, träumt. Wer nach innen blickt, erwacht.“
Der Mut zur Entscheidung, der Schmerz der Veränderung – sind untrennbarer Teil innerer Reifung. Hier liegt eine tiefe bildungspolitische Botschaft: Die Aufgabe eines gesunden Bildungssystems ist nicht Dressur – sondern das Ermöglichen. Das Ermöglichen, dass ein Mensch seiner Wahrheit begegnen und standhalten kann.
Vertrauen in die Fähigkeit eines Menschen, der Wahrheit zu begegnen – ist das Fundament psychischer Widerstandskraft. Es ist keine kühle Resilienz, sondern eine tiefe Sensibilität, die Klarheit schenkt. Es bedeutet, zwischen dem eigenen Leben und dem Bild, das man von ihm konstruiert, zu unterscheiden.
Eine gesunde Psyche ist nicht ruhig, weil sie keinen Sturm kennt – sondern weil sie sich selbst vertraut. Sie lebt durch innere Neugier, Freude am Sein, die Aufnahme von Glück und den verarbeiteten Schmerz der Entfernung vom Leben. Wenn sie sinkt – findet sie die Kraft, aufzusteigen und sich zu bewegen.
Denn eine gesunde Psyche begnügt sich nicht mit vorgegebenen Definitionen – sie sucht, sich selbst zu verstehen, in die Tiefe ihres Lebens zu gehen und lebendig wiederzukehren.
🟧 6. Unterstützende Umgebung – oder ein System zur Dressur des Menschen?
Der Mensch ist ein soziales Wesen. Diese Tatsache ist gut bekannt – und wird stark genutzt. Schon in jungen Jahren wird der Mensch subtil (und manchmal brutal) gedrängt, zu gehorchen, sich anzupassen, aus dem Fokus zu treten. Für viele wird die Gesellschaft nicht zu einem unterstützenden Boden, sondern zu einem Dressurrahmen. Das kann positiv sein – und auch schaden.
Institutionen – Familie, Schule, Medien, Gesundheitswesen – tendieren dazu, Gehorsam über Erforschung zu stellen.
Ein gesunder Mensch braucht Vielfalt – und manchmal auch Gegenteiliges. Er braucht einen Raum, in dem Individualität geschätzt wird – nicht als Bedrohung. In dem Fragen als Ausdruck von Tiefe gelten, nicht als Störung. In dem Krisen als normaler Bestandteil der Entwicklung gesehen werden, nicht als persönliches Scheitern.
Erich Fromm schrieb es deutlich:
„Die konformistische Gesellschaft bevorzugt den gehorsamen Durchschnittsmenschen gegenüber dem denkenden Menschen. Das ist die Wurzel der Entfremdung.“ (Aus Escape from Freedom, 1941)
Und Hannah Arendt warnte:
„Das Böse entsteht oft nicht aus Hass – sondern schlicht durch Gedankenlosigkeit.“
Wird die Umgebung auf Gehorsam ausgerichtet, internalisiert der Mensch, dass er seine Einzigartigkeit und Essenz „abschalten“ muss, um zu überleben. Wird sie aber auf Wachstum ausgerichtet, lernt er, seine Wahrheit zu halten – auch wenn sie stört. Er lernt, sich auf unterstützende Strukturen zu verlassen, die nicht verurteilen, sondern erhellen. Ein innerer Frieden entsteht, nicht als Abwehr, sondern als Selbstvertrauen.
Ein mutiges Bildungssystem formt nicht „brave Schüler“ – sondern lebendige Menschen.
Denn eine gesunde Gesellschaft strebt nicht nach funktionierenden Bürgern – sondern nach denkenden, freien, moralischen Menschen, die sich selbst zuhören können – auch wenn es schwierig ist – und die Wahrheit tragen können, auch wenn sie unbequem ist.
"Hannibal Barkas passiert die Alpen (218 v. Chr.)" Illustration von Yaron Margolin mit Unterstützung von ChatGPT‑KI
Hannibal Barkas war nicht nur ein Feldherr – er war eine tragische Figur, getragen von hartnäckiger Vision, moralischer Tiefe und persönlicher Loyalität gegenüber seinem Vater und seiner Heimat, ein strategisches Genie, das das Unmögliche möglich machte. Große Künstler wie Delacroix, Rubens oder Tintoretto wagten sich kaum an eine derart komplexe Persönlichkeit heran. Hier zeige ich Barkas auf seinem weißen Pferd, kurz bevor er den Abhang hinabsteigt – als Sohn des Hamilkar, der als Kind gelobte, gegen Rom bis in alle Ewigkeit zu kämpfen. Im Hintergrund: eine Karawane von Soldaten, Elefanten, die sich durch unüberwindbare Klippen kämpfen, eisige Kälte und Verzweiflung. In ihm: eine unermüdliche Hartnäckigkeit und tiefer innerer Ruf – weder den Vater zu verraten noch die Freiheit aufzugeben. Eine Reise voller Loyalität zur eigenen Einzigartigkeit – mit persönlichem Opfer im Namen einer Idee. Im Hintergrund fliegen drei weiße Schwalben aus – verheißend neues Leben, die Möglichkeit für den Menschen, sein Schicksal zu überwinden und durch eine bewusste Entscheidung neu geboren zu werden. Wichtig zu betonen: Hannibal hielt vor den Toren Roms inne – er griff die Stadt nicht an und zerstörte sie nicht. Nach seinen spektakulären Siegen bei Trentino, Trebia und besonders Cannae (216 v. Chr.), wo er das römische Heer nahezu vernichtete, stand er nur rund 5 km vor Rom. Er zog sich nicht in die Stadt oder setzte sie unter Belagerung. Er verzichtete auf die Zerstörung Roms aus Achtung vor der römischen Zivilisation und Ehrerbietung gegenüber seinem Vater. Diese Interpretation verleiht Hannibals Figur eine moralische und philosophische Dimension, die in der historischen Tradition kaum gewürdigt wird. Die Vorstellung, dass Hannibal nicht totalen Rache suchte, sondern Anerkennung, Aussöhnung und historischen Ausgleich, eröffnet eine neue Grundlage für das Verständnis seiner Persönlichkeit – ein Mensch, der unbezwingbar war, aber nicht zerstörender Natur. Er war kein Barbar, kein Eroberer. Er war ein kulturell visionärer Mensch, nicht nur ein General.
„Hannibal stand vor den Toren Roms – und stürmte nicht hinein (216 v. Chr., nach der Schlacht bei Cannae). Nicht, weil er nicht konnte, sondern weil er in ihr eine Kultur sah. Er suchte nicht die Vernichtung, sondern Anerkennung. Seinen Lebensweg widmete er dem Respekt vor seinem Vater, dem Feldherrn Hamilkar, und der Forderung an Rom, Cartago in ihrer Größe anzuerkennen. Dieses Bild will ihm gerecht werden.**
„Hannibal – ein lebendiges Mahnmal: wahre psychische und menschliche Gesundheit ist kein Nachahmungsspiel, sondern tiefe Treue zum inneren Ruf – selbst wenn er allerschwer ist.“
📘 Kapitel Drei
Falsche Begriffe – ein Gefängnis, das sich selbst leugnet
(Über Verengung, begrenztes Bewusstsein und den Weg zur Gesundheit durch Präzision)
„Morgenlicht bricht hervor aus falschem Gefängnis, das sich verschlossen und verdunkelt hat.“ – aus Der Mann, der die Tür trägt
Menschliches Leiden entsteht nicht immer aus äußeren Umständen. Oft resultiert es aus einer fehlerhaften Interpretation der Wirklichkeit.
Wenn jemand sich selbst oder seine Welt durch verzerrte oder unvollständige Begriffe wahrnimmt, beginnt er aus Angst, Schuld und einem eingeschränkten Selbstbild zu handeln. So entsteht ein psychisches Gefängnis – nicht aus Stahl, sondern aus Worten, falschen Definitionen und blockierenden Konzepten.
Denkern, die sich mit Emotion und Leib befassen – wie Spinoza – erkannten diese Form der inneren Knechtschaft: Keine Knechtschaft gegenüber einer äußeren Macht, sondern gegenüber Emotionen, die auf unvollständigem oder falschem Wissen beruhen. Ideae inadequatae – ungenügende Begriffe – werden als absolute Wahrheiten wahrgenommen, blockieren und verengen – und schwächen manchmal das Leben selbst.
„Wer seine Gefühle nicht versteht, ist nicht Herr über sich, sondern dem Zufall ausgeliefert.“ (frei nach Ethik, Teil IV)
Wenn jemand sich über Begriffe definiert, die aus automatisch gehorchtem Verhalten, Konditionierung oder Urteil entstehen:
„Ich bin schwach“, „Ich bin nur etwas wert, wenn ich nützlich bin“, „Ich bin sündig“, „Langsamkeit ist dumm“, „Schmerz ist Versagen“ – lebt er in einem eingefrorenen Bewusstsein.
Dieses Gefängnis wirkt sich auch körperlich aus: anhaltende Verspannung, chronische Belastung, verringerte Gewebedurchblutung, Gefäßabbau, gestörter Lymph- und Blutfluss, Schäden an Nieren, Leber und Immunsystem und eingeschränkte Selbstheilung wie PGC‑1α-Produktion.
Die Wissenschaft bestätigt heute, was Denker schon vor Jahrhunderten spürten: Chronischer Stress erhöht Cortisol, schwächt das Immunsystem, begünstigt chronische Krankheiten, verändert Gewebestrukturen – und schädigt komplette Systeme.
Falsche Begriffe lähmen – gerade dort, wo das Leben fließen möchte – frieren es ein, schließen es ab.
Gemälde von Yaron Margolin, unterstützt von ChatGPT KI
🌀 Heilung beginnt mit der Korrektur des Begriffs
Wenn Begriffe sich ändern – wenn falsche Gedanken durch präzise, adäquate Ideen ersetzt werden – wird etwas Tiefes freigesetzt.
Die Virtus, die Kraft zum Handeln, kehrt zurück. Lebenskraft kehrt zurück. Die Fähigkeit, aus Verständnis, nicht aus Blindheit heraus, zu handeln, zu wählen, zu fühlen.
Im Bereich der Heilung nennt man das heute „Gesprächstherapie“. Spinoza nannte es „Erkenntnis der in uns wirkenden Ursachen“.
Wenn jemand beginnt, sich nicht durch fremde Augen zu sehen, sondern durch Ehrlichkeit und Präzision – ohne sich vor Schmerz zu fürchten – entsteht eine neue Bewegung.
Gemälde von Yaron Margolin, unterstützt von ChatGPT KI
📘 Kapitel Vier
Der Ausweg beginnt mit dem präzisen Blick
Der Ausweg beginnt genau dort, wo der Mensch sich die Fähigkeit zur Betrachtung zurückerobert — langsam, schrittweise, beginnt er wieder zu sehen. Und klares Sehen bringt Klarheit — und Klarheit ist der Anfang der Freiheit.
Wahre Begriffe lassen den Menschen nicht passiv oder verwirrt zurück. Sie erzeugen Gefühle von Bewegung, Verbindung, Kraft. Sie stärken das Gefühl der Wirksamkeit, machen das Komplexe handhabbar und das Beängstigende verständlich. Sie erinnern ihn daran, dass er kann.
„Wahre Freiheit ist das angemessene Wissen um die Ursachen und die Fähigkeit, aus Vernunft und nicht aus blindem Impuls zu handeln.“ (Ethik, Teil V)
Wenn der Mensch schaut — auf das, was wirklich da ist, in sich und um sich — und nicht auf das, was andere ihm sagten, dass er sein sollte — dann kann er endlich auch den Arzt oder Nephrologen fragen:
„Und Ihre Medikamente — haben sie wirklich geholfen?“
So beginnt eine Bewegung. Zart, präzise, lebenswichtig.
Kein wilder Aufstand, kein Kampf gegen die eigene Identität — sondern Präzision. Ein Blick, der bereit ist, auch Schmerz zu sehen, und nicht vor ihm zu fliehen. Ehrlichkeit, die beginnt, Fäden der Befreiung zu spinnen.
📘 Der Mann, der die Tür trägt (Einleitung zu Kapitel Vier)
Dieser Mann — er wirft die Tür nicht fort. Er trägt sie.
Nicht als Unterwerfung, nicht als Flügel. Sondern als Zeugnis.
Sein Körper ist verdichtet, zurückgewiesen, erinnernd. Er bewegt sich mit Mühe — aber nicht in Verzweiflung. Im Ringen — aber nicht blind.
Es ist eine Schwere, die sich ihrer selbst bewusst wird. Und statt vor ihr zu fliehen — wird sie getragen. Denn jemand in ihm hat gerufen:
„Licht!“
„Der Mensch ist ein Sklave, solange er nur von seinen Affekten geleitet wird.“ (Spinoza)
Und er verstand: Das Eisen auf seinem Rücken — es ist kein Schicksal. Es ist das Ergebnis eines falschen Begriffs. Von dem, was man ihm sagte, dass er sei. Von dem, was er glaubte, sein zu müssen.
Und so trägt er die Tür — denn nur wer sie trägt — kann sie auch öffnen.
Yaron Margolin 2025. Fotografiert von Yuri Margolin, Thailand, Pattaya.
Hinweis: Alle hier bereitgestellten Informationen sind philosophisch-naturheilkundlich zu verstehen. Sie ersetzen keine medizinische Beratung. Bitte konsultieren Sie stets einen Arzt oder Apotheker, bevor Sie Therapien beginnen, ändern oder beenden.
Weitere Informationen und Erfolgsgeschichten finden Sie auf: yaronmargolin.com Facebook: "לחיצות ההחלמה"
כתיבת תגובה